„Christ sein ist nicht nur eine Weltanschauung, sondern muss sich auch durch Taten bewähren“
Gedenken an Paul Lechler: Festgottesdienst und Festakt zum 100. Todestag
Am 18. März 2025 lud die Lechler Stiftung zum Gedenken an den 100. Todestag von Paul Lechler zu einem feierlichen Festgottesdienst mit anschließendem Festakt ein. Paul Lechler (1849–1925) war ein bedeutender deutscher Unternehmer, Philanthrop und Förderer diakonischer Einrichtungen. Als Leiter des Familienunternehmens „Paul Lechler & Co.“, das im Handel mit pharmazeutischen Rohstoffen tätig war, setzte er sich nicht nur für wirtschaftlichen Erfolg ein, sondern engagierte sich stark für soziale und kirchliche Projekte. So unterstützte er den Bau von Krankenhäusern und gründete 1903 die „Paul Lechler Stiftung“. Sein Wirken prägte das Gesundheits- und Sozialwesen in Deutschland nachhaltig.
Festgottesdienst in der Stiftskirche
Beim Festgottesdienst wurde Paul Lechlers Wirken schon anhand der diversen Beteiligten und Gästen sichtbar. Vertreter:innen des Nothilfevereins, Deutsche Institut für Ärztliche Mission e. V., der Lechler GmbH und der Elring Klinger AG gestalteten den Gottesdienst mit.
Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von den Hymnus Chorknaben – einem Chor, der im Jahr 1900 auf Initiative Paul Lechlers gegründet wurde. In einer bewegenden Rede erinnerte Urenkel Dr. Volker Lechler an seinen Urgroßvater und zeichnete das Bild eines außergewöhnlichen Menschen: weltoffen, voller Ideen, zugleich aber auch von innerer Ruhe und Gelassenheit geprägt.
Auch Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl würdigte Paul Lechler als eine Ausnahmeerscheinung seiner Zeit – einen Reformer, Menschenfreund und überzeugten Christen, für den der Glaube weit mehr als nur eine Weltanschauung war. Stiftungsvorstand Heinz Gerstlauer fasste die Atmosphäre des Gottesdienstes treffend zusammen: „Mich berührt es sehr, dass der Geist von Paul Lechler noch heute zu hören und zu spüren ist.“
Festakt im Hospitalhof
Im Anschluss an den Gottesdienst fand im Hospitalhof ein Festakt statt, der das Leben und Wirken von Paul Lechler in den Mittelpunkt stellte. „Gutes tun verbindet – auch über Generationen hinweg“, eröffnete Moderator Martin Hoffmann den Abend.
Dr. Jakob Eißler vom Landeskirchlichen Archiv skizzierte in seinem Festvortrag das Leben von Paul Lechler als Unternehmer, Christ und Sozialreformer. Bereits im Alter von 26 Jahren entschied Lechler, dass zehn Prozent des Unternehmensgewinns karitativen Zwecken zugutekommen sollten. Seine Ehefrau spielte dabei eine bedeutende Rolle, indem sie ihn in seiner wohltätigen Arbeit unterstützte. Gemeinsam hatten sie sechs Kinder.
Dr. Volker Lechler und Dr. Leonie Kraft erinnerten mit persönlichen Anekdoten an ihren Vorfahren. Sie beschrieben ihn als humorvollen Menschen mit großer Reiselust. Seine Kinder kannten ihn als strengen Vater mit festen Routinen – doch wenn er gute Laune hatte, sprach er oft in Reimen. Trotz seiner Disziplin war er ein liebevoller und gastfreundlicher Mensch. So beschrieb er beispielsweise seine Frau als „Krone der Kronenstraße“. Seine Gäste feierten nicht selten bis spät in die Nacht, auch wenn er selbst sich längst zurückgezogen hatte.
Unternehmen mit sozialem Engagement
Neben dem privaten Wirken Paul Lechlers wurde auch die Fortführung seines unternehmerischen Erbes thematisiert. Patrick Muff, CEO der Lechler GmbH, und Thomas Jessulat, Vorstandsvorsitzender der Elring Klinger AG, stellten die Vorzüge und Herausforderungen eines Stiftungsunternehmens bzw. Teil-Stiftungsunternehmens dar. Beide betonten den langfristigen Blick der Familie Lechler und die damit verbundene unternehmerische Stabilität. Dies schaffe nicht nur eine nachhaltige Perspektive für das Unternehmen, sondern sei auch für die Mitarbeitenden sinnstiftend. Besonders wichtig sei es, die Region zu unterstützen und als Unternehmen Vorbildcharakter zu haben.
Das fortwährende Wirken der Lechler Stiftung
Noch heute entfaltet die Lechler Stiftung ihre Wirkung in Gesellschaft und Kirche – ganz im Sinne ihres Gründers. Sie unterstützt nach wie vor die von Paul Lechler ins Leben gerufenen Projekte, darunter der Hymnuschor, der Hospitalhof, der Nothilfeverein, die Tropenklinik in Tübingen und das Deutsche Institut für Ärztliche Mission e. V. (Difäm).
Darüber hinaus legt die Stiftung besonderen Wert darauf, regionale Projekte mit Innovationscharakter zu fördern, die eine nachhaltige Wirkung in der Gesellschaft entfalten. Der Festtag zeigte eindrucksvoll, wie das Erbe von Paul Lechler auch 100 Jahre nach seinem Tod lebendig bleibt und weitergeführt wird.
Im Anschluss fand ein Get-together statt und die Ausstellung über Paul Lechler konnte im Hospitalhof besichtigt werden.